Der Kanzlerkandidat, der nie Kanzler werden wollte

Die CDU hat bald einen neuen Chef: Friedrich Merz. Er ersetzt Armin Laschet, ehemaliger Kanzlerkandidat der Union zur Bundestagswahl. Unser Autor findet: Hier muss ein Mann gehen, der nie Kanzler werden wollte, nie CDU-Chef.
„Das hat ein anderes Bild von mir gemalt, als wie mich die Leute kennen. Ich bin ein empathischer Mensch, das war ich auch in der Flut“. Armin Laschet war gerne Ministerpräsident von NRW. Dieses Amt aufzugeben fiel ihm schwer, sagte er dem Kölner Stadt-Anzeiger. Wieso hat Armin Laschet die Bundestagswahl verloren? War es ein unklares Profil der Union? Eindeutig. Waren es die Querschüsse aus der Münchener Staatskanzlei? Klar, Markus Söder hat es Laschet nicht einfacher gemacht. War es das unpassende Lachen in der Flut? Auch das dürfte eine Rolle gespielt haben. Aber ich glaube auch: Laschet wollte eigentlich nie Kanzler werden. Was?

Armin Laschet war Ministerpräsident mit Leidenschaft, sagt er. Ein empathischer Mensch, auch nach der Flutnacht, sagt er. Laschet liebt es, Orden zu verleihen, Festreden zu halten. Mit großer Begeisterung spricht er zum 75. Jahrestag des Landes, begrüßt Angela Merkel und den Queens Guard. Gerne geht er verkleidet zu Karnevals-Sessionen, besucht mit kohleschwarzem Gesicht ein Bergwerk und gedenkt, wenn nötig nach Todesfällen und Katastrophen. Das ist seine Welt, die Welt der Symbolik, die Welt des empathischen Menschen.

Der Scholz-O-Mat Kanzler
Leider ist diese Welt auch die Welt der unbeliebten Entscheidungen, der harten Wahlkämpfe und Strategien. Es ist die Welt, wo ein Ministerpräsident in der Coronakrise klare Maßnahmen treffen muss, schnell auf neue Entwicklungen reagieren. Laschet gerät ins Schleudern, seine Regierung steht durchgehend in der Kritik. Und als die Flut kommt, sieht es aus, als wäre das der Moment für Laschet. Gedenken, solidarisieren, in Gummistiefeln durch zerstörtes Gebiet gehen, in der Dunkelheit vor Kameras stehen.
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Das ist Laschets Welt, das ist das, was er kann. Doch Laschet lacht kurz. Offensichtlich nicht über die Flutopfer, im Hintergrund des Bundespräsidenten. Aber es wirkt so. Und schlagartig ist er wieder in der Welt des harten Wahlkampfes, der Strategien. Auf einmal wirkt Olaf Scholz wie das Charisma in Person, ein Mann, der seinen Spitznamen „Scholz-O-Mat“ passend findet.

Der emphatische Mensch wird im Wahlkampf zum Menschen, der die Menschen ausgelacht hat, denen die Flut gerade alles weggerissen hat. Laschet verliert in Umfragen, geht geschwächt in die TV-Debatten. Auch das ist nicht seine Welt. Von nun an geht alles schief. Im Triell scheitert er auch im Angriffsmodus an einem steinharten Scholz. Und sogar ein vermeintlich einfaches Kinderinterview bei ProSieben wird zum Desaster. Laschet fällt auf eine Redaktion rein, die sich hinter harmlosen Kinderreportern tarnt. Klar, unfair. Aber es ist Wahlkampf.

Laschet wollte nie Kanzler werden. Das alles ist nicht seine Welt. Er ist der geborene Bundespräsident. Aber dafür ist es zu spät. Vielleicht in einem anderen Leben.
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