Ein Jahr iPads: Eine Aufgabe für alle Beteiligten

Ein Jahr iPads: Eine Aufgabe für alle Beteiligten
Mittelhaus des EKG

Seit vergangenem Jahr stattet das Kalkuhl alle Achten Klassen mit iPads aus. Daniela Bendix ist Lehrervertreterin und unterrichtet seit einem Jahr mit den Geräten. Eine Bilanz aus Lehrersicht.

Seit über einem Schuljahr nutzen wir iPads ab Klasse 8. Nachdem die 8er im letzten Schuljahr noch als Teststufe gelaufen waren, hat die Evaluation ergeben, dass wir diesen Weg der Digitalisierung weitergehen möchten. So arbeiten auch die aktuellen achten Klassen mit iPads. Dass wir den Weg weiter gehen, zeigt bereits, dass SchülerInnen, LehrerInnen und Eltern dem Konzept insgesamt zustimmen. Der Beitrag, den wir als Schule damit zur Medienerziehung leisten, ist dabei sicherlich nicht zu unterschätzen.

Aber wie gestaltet sich die Arbeit mit den iPads konkret? Welche Vorteile, aber auch Nachteile gibt es hinsichtlich der Arbeit mit Tablets statt mit Stift und Heften.

Auch wenn Corona uns alle massiver und schneller in die Digitalisierung geschubst hat, als man sich vor drei Jahren noch träumen ließ, Sorgen gab es im Vorfeld einige. Sitzen die Kinder jetzt nur noch den ganzen Tag vor einem Bildschirm? Ist die Ablenkung nicht viel zu groß? Kann sich überhaupt noch eine Handschrift entwickeln, wenn man nur noch auf Tastaturen tippt (und welcher spätere Manager möchte mit einer Kinderhandschrift Verträge unterschreiben …)? Bietet die Arbeit mit einem digitalen Endgerät überhaupt einen Vorteil gegenüber der herkömmlichen Art zu unterrichten?

Bevor ich zu den bisherigen Erfahrungen komme, muss vorweggeschickt werden: Wir müssen uns alle an die Arbeit mit den Tablets gewöhnen. Wir müssen Schwierigkeiten erkennen und Lösungen finden. Wir müssen lernen, welche Chancen uns die Tablets bieten. Soll heißen, wir sind in einem Prozess und niemand erwartet, dass jede und jeder von Tag 1 an Sicherheit im Umgang mit dem Gerät hat und sich nicht von all den Möglichkeiten, die das iPad bietet, ablenken lässt.

Ich habe letztes Jahr Deutsch in Klasse 8 unterrichtet, dieses Jahr in Klasse 8 und 9, konnte also Erfahrungen sammeln mit der Digitalisierung von Unterricht. Das Auffälligste zuerst: fast alle Schülerinnen und Schüler haben eine deutlich größere Ordnung als bei der Arbeit mit dem Heft. Für jedes Fach ist ein Ordner angelegt. Einige führen digitale Hefte für jedes einzelne Thema. Arbeitsblätter kommen per AirDrop und werden direkt in den richtigen Ordner gelegt. Kein Zettel verschwindet mehr im Rucksack, wird zerrissen oder im Klassenraum vergessen. SchülerInnen, die erkrankt sind, erhalten die Arbeitsblätter oft direkt per Mail von Mitschülern und müssen nicht lange warten, ob sie ein Zettel erreicht. Es gibt SchülerInnen, die Freude daran haben, ihre digitalen Hefte nicht nur ordentlich, sondern auch ästhetisch schön zu gestalten. Und hier zeigt sich schon ein Problem: Es gibt eine unerschöpfliche Wahl an Farben, Stiftgrößen etc., so dass die optisch ansprechende Ausgestaltung zu einem Zeitfresser werden kann.

Das sicherlich größte Problem ist die Ablenkungsgefahr durch das iPad. Man kann hier und dort mal klicken, Farben ändern, Stiftgrößen variieren, auf „verbotene“ Apps gehen, ausprobieren, wie viele Tabs man eigentlich gleichzeitig öffnen kann, statt einfach nur Kästchen mit dem Stift auszumalen (es ist ja nicht so, als hätten Schülerinnen und Schüler nicht auch vorher Möglichkeiten gefunden, sich abzulenken). Das ist tatsächlich ein Problem, da nicht vorausgesetzt werden kann, dass jede und jeder selbstverantwortlich genug mit dem iPad umgeht und schnell genug erkennt, dass diese Form der Beschäftigung den Schulnoten schadet. Um hier helfend zur Seite zu stehen (auch wenn dies sicherlich von vielen nicht als Hilfe verstanden wird), haben wir Lehrerinnen und Lehrer inzwischen die Classroom App auf unseren iPads. Diese ermöglicht uns, Einblick zu nehmen in das digitale Tun der Klasse. Dies beginnt damit, dass ich in einer Übersicht sehen kann, wer welche Apps geöffnet hat. Bei massiven Zuwiderhandlungen kann ich mir den Bildschirm eines iPads gezielt ansehen und bei Bedarf das iPad auch ganz sperren. Ich kann nicht (!) persönliche Dinge wie Fotos ansehen. Die Schülerinnen und Schüler können auf ihrem iPad sehen, ob ich den Classroom Manager angeschaltet habe oder ob ich ihr iPad genauer „beobachte“. Meine Erfahrung: je konsequenter ich von Beginn an mit dem Classroom Manager arbeite, umso besser funktioniert die Arbeit und umso eher kann ich auch wieder darauf verzichten, weil sich das iPad als Arbeitsgerät etabliert.  

Wichtig ist sicherlich, ganz iPad freie Zeiten in den Unterricht zu integrieren. Es fällt sichtlich schwer, das Tablet zuzuklappen und zur Seite zu legen. Auch hier hilft – falls nötig – die Classroom App, ich kann alle iPads in der Klasse mit einem Klick ausschalten – und wieder anschalten.

Was klappt noch gut? Das Verteilen der Arbeitsblätter über AirDrop oder über unsere Lernplattformen Moodle und MNSpro, das Ausfüllen auf dem Tablet und das Präsentieren direkt auf der digitalen Tafel klappt gut und im Gegensatz zu vorher, wo eine / einer die Ergebnisse vorgelesen und nur ein Teil der Klasse zugehört hat, können jetzt alle visuell und auditiv die Ergebnisse, die Fehler und die Verbesserungen nachvollziehen und ihre eigenen Lösungen anpassen. Spielerische Tests wie Kahoot lassen sich zu Hause vorbereiten und sind oft motivierender als das Arbeitsblatt auf Papier. Die Möglichkeiten, die das Tablet bietet, sind sicherlich auch sehr fachabhängig, so dass ich hier keinen umfassenden Eindruck wiedergeben kann.

Insgesamt kann ich feststellen, dass die Arbeit mit den Tablets den Schülerinnen und Schülern mehr Eigenverantwortung abverlangt. Dies beginnt damit, dass das iPad und auch der Stift am Morgen aufgeladen sein müssen, damit man damit arbeiten kann. Man muss lernen, den Verlockungen der leichten Ablenkung zu widerstehen. Man muss erkennen, dass das Verschicken lustiger Nachrichten an MitschülerInnen genauso nervig für die Lehrperson ist wie das Durchreichen von Zettelchen.

Zudem ist es wichtig und richtig, Tablet freie Zeiten im Unterrichtsablauf zu haben, vielleicht auch mal wieder mit einem Füller auf Papier zu schreiben, denn die Arbeiten werden (bisher) nicht digital geschrieben.

Aber, wie gesagt, wir befinden uns in einem Prozess, in dem auch wir LehrerInnen uns an den Umgang mit dem Tablet als Unterrichtswerkzeug herantasten. Von daher ist es falsch zu erwarten, dass alles perfekt und reibungslos läuft. Aber wir sind meiner Meinung nach auf einem guten Weg, der schon damit beginnt, dass die achten Klassen in den ersten Wochen des Schuljahres unterschiedliche Einweisungen zum Umgang mit dem iPad bekommen haben, dass es klare Regeln gibt und in der Schule die Möglichkeiten, die privaten Apps zu nutzen, eingeschränkt werden können.

Insgesamt erlebe ich die Arbeit mit den Tablets als gewinnbringend, aber auch als Aufgabe für alle Beteiligten innerhalb der Schulgemeinschaft.

Zum Kommentar von Schülerin Mila Burchardt

Daniela Bendix

ist Lehrerin am Ernst-Kalkuhl Gymnasium. Sie unterrichtet Deutsch, Erziehungswissenschaften und katholische Religion. Frau Bendix ist Mittelstufenkoordinatorin und Mitglied der Schulkonferenz.

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